- Handlungsort: nördlichen Ufer des Weißwassers, Rastplatz am Rande des Geisterwalds
- Tageszeit: Nacht, die Sonne ist schon vor einer Weile untergegangen, der Mond steht hoch am Himmel und die Sterne leuchten
- Wetter: Die Wärme des Tages verliert sich, es wird zunehmend kühler, ist beinahe windstill und nur einige wenige, hauchdünne Wolken hängen am Himmel
Egal wie sehr sich Rhorax auch bemühte die optimale Schlafposition zu finden, selbst wenn er es dann einigermaßen bequem hatte und die Augen schloss, driftete er doch nicht ab ins Land der Träume. Die üblichen Strategien, wie die Augen mit den Vorderpranken abzudecken oder bis zehn zu zählen und sich fest vorzunehmen, spätestens bei acht eingeschlafen zu sein, halfen nicht. Er fühlte eine innere Unruhe, die ihn einfach nicht loslassen wollte. Eine Weile kämpfte er, blinzelte in den Nachthimmel, seufzte leise und versuchte es weiter. Doch er merkt bald, dass er diesen Kampf im Moment nicht gewinnen konnte. Leise rumorend richtete er sich langsam in eine sitzende Position auf und Gähnte herzhaft. Sein Problem war definitiv nicht mangelnde Müdigkeit, so viel stand fest. Er witterte in die Dunkelheit hinein und sah sich um. Es schien, als würden die anderen bereits schlafen. Auch, wenn er bereits den ganzen Tag mit dieser Gruppe unterwegs war, so kamen ihm ihre Gerüche immer noch fremd vor und es würde sicher noch eine Weile dauern, bis er sich an sie gewöhnt hätte.
Träge kratzte er sich mit den langen Krallen den Unterbauch während er überlegte, was er jetzt tun sollte. Gelangweilt und Ratlos sah er sich um, blieb nur kurz mit dem Blick an der Silhouette des Geisterwalds hängen, der bei Nacht nicht weniger unscheinbar und harmlos wirkte als bei Tag. Dennoch würde er sich hüten, auch nur eine Tatze da alleine hinein zu setzen. Selbst wenn er recht behielt und es einfach nur ein dummer, öder Wald wie jeder andere war, irgendjemand seiner Reisegenossen würde sich bestimmt daran stören und unnötig Ärger oder Unruhe heraufbeschwören wollte er nicht.
Als sein Blick auf dem Weißwassersee am Fuße ihrer Anhöhe hängen blieb, da zuckte eines der runden Ohren und ein heißer Schwall Luft wurde resignierend aus der riesigen Nase geschnaubt. Vielleicht würden ja ein paar Schlucke Wasser und etwas Bewegung helfen ihn bei seiner Rückkehr endlich schlafen zu lassen. Leise richtete er sich auch und schlich, sofern es einem Bären denn möglich war zu schleichen, davon. Als er einen kleinen abstand zwischen sich und seine Begleiter gebracht hatte ging das vorsichtige Stapfen eher in ein Lustloses Schlürfen über. Das Gras raschelte leise und Insektenschwirren erfüllte die Luft. Alles wirkte friedlich und ruhig, so als wäre alles auf der Welt vollkommen in Ordnung. Wahrscheinlich war sie das auch für diejenigen, die den Ska bisher noch nicht begegnet waren. Ein beneidenswerter Gedanke, aber Selbstmitleid lag Rhorax fern. Sie hatten ihr Lager klug aufgeschlagen. Es dauerte nicht lange und er konnte seine Kehle erfrischen und sich am Ufer des Sees setzen. Die Knopfaugen des Bären wanderten über die glatte Oberfläche des Wassers, die nur zum Ufer hin von kleinsten Wellen bewegt wurde, welche die Reflektionen der Sterne tanzen ließen. Auch sein eigenes Spiegelbild, für das er sich ein Stück weit vorbeugen musste um es zu sehen, tanzte, verformte und verzog sich immer wieder und ließ ihn mal dick, mal dünn, mal groß, mal klein und oft ziemlich unförmig wirken. Ein interessantes Schauspiel. Der Bär reckte die rechte Vordertatze vor und wischte mit den Spitzen seiner Krallen über das Wasser, erzeugte neue Wellen, einige Ringe, wo er das Wasser nur kurz mit einer Kralle berührte und verformte so sein Spiegelbild auf die eine oder andere Art und Weise.