Die weiße Wölfin war sich nicht sicher was sie mit ihren Worten, die sie an den großen Bären gerichtet hatte, erreichte. Ob sie einen positiven oder negativen Effekt erzielten und Rhorax war nicht gerade der gesprächigste Braunpelz, dem Nya begegnet war. Das machte ihn gleichzeitig sympathisch und doch konnte sie ein leichtes Schulterzucken nicht verbergen als er nur leise brummte und sie ihren Weg durch den verdammten Wald weiterführten. Zumindest solange bis die Rotpelzin eine kleine Panikattacke bekam und sich die Wölfin gezwungen sah, sich an Rhorax vorbeizuschieben und der Kleinen auf ihre ganz eigene schroffe Art zu helfen. Sie selbst hatte vorhin einen kurzen Aussetzer gehabt und nahm es Yaize nicht übel, jeder von ihnen machte sich seine Gedanken und vieles von dem was Yai aussprach, schlich sicherlich auch durch die Köpfe der anderen.
Auf das heisere Knurren und die bittere Antwort hin, zog Nyala skeptisch eine Braue empor und kräuselte leicht den Nasenrücken. Die Vorstellung von unverdaulichen Fuchspelz im Rachen war wenig erfreulich und so schüttelte die Weiße nur leicht den Kopf, während sie den entschuldigenden Blick der Fähe wahrnahm.
“Dann hoffen wir für uns beide, dass dieser Tag niemals kommt.“
Im Gegensatz zu Nya war Lucien sehr viel einfühlsamer und ging an die Sache ganz anders heran als er Yai ebenfalls aufmunterte und damit deutlich mehr Erfolg hatte als die Wölfin, was nicht besonders verwunderlich war. Nyala wollte sicherlich keinen Preis gewinnen und war lediglich froh, dass es der Rotnase scheinbar wieder etwas besser ging.
Abgelenkt durch Lucien und Yaize bekam sie die potenzielle Gefahr selbst erst spät mit, zum Glück waren die anderen Mitglieder aufmerksam geblieben und so erreichte Raakas Ausruf beinah zeitgleich mit Luciens „Du!“ die Ohren der Wölfin, die sich sofort herumdrehte und den Fremden misstrauisch musterte. Ganz automatisch stellte sich ihr Nackenfell auf und sie nahm eine offensivere Haltung an, während die Füchsin offenbar Schutz bei ihr suchte.
Das struppige, dunkle Fell und das alte Gesicht kamen ihr nicht bekannt vor, was man von Nyph und Lucien nicht behaupten konnte. Die beiden kannten den Strubel also bereits.
Nur kurz huschten die braunen Augen der Wölfin zum Puma, um in ihrem Blick eine ähnliche Verwunderung wie bei den anderen zu erkennen. Rhorax hatte sich inzwischen zu Kailan gesellt und sich groß gemacht ob der Bedrohung, die da aus dem Wald gestolpert war und seine Worte waren gar nicht so abwegig, nachdem was alles bereits in diesem Irrgarten passiert war, konnte man sich nicht mehr sicher sein, ob da vor ihnen wirklich ein Wolf stand. Allerdings sah er nicht nur so aus, er roch auch so und Nyala war sich sicher, dass er sich auch wie einer anfühlen und wie einer schmecken würde, sollte jemand auf die Idee kommen das auszuprobieren. Allerdings hatte das meiste von dem auch auf ihre Markierungen – die gar nicht ihre Markierungen waren – zugetroffen.
Im Gegensatz zu Kailan und Rhorax hätte sich Nyala den Fremden gerne etwas genauer angeschaut und ihn nicht beim Laufen ausgequetscht, allerdings hatte die Bärin und Leittier Nummer eins bereits entschieden und letztlich verloren sie nur noch mehr Zeit, wenn sie nicht endlich weitergingen.
Wasser war nicht unbedingt etwas schlechtes und bei all den Bäumen versprach es wenigstens Abwechslung und vielleicht eine weitere Hürde auf dem Weg zum weißen Raben, so es ihn denn überhaupt gab.
Als sich der Trupp wieder in Bewegung setzte, wartete Nya bis sich der Fremde ebenfalls rührte und schließlich zu Kailan trottete, die ihn zu sich gerufen hatte. Argwöhnisch behielt sie ihn im Auge und neigte nur kurz den Kopf zu Yaize.
“Wer weiß wie lange er schon durch den Wald irrt“,
murmelte sie und folgte am Ende der Gruppe, um niemanden zu verlieren. Kailan war allein groß und stark genug, um es mit dem schlaksigen Rüden aufzunehmen, sollte der es wagen einen Angriff zu starten und außerdem war auch Rhorax da.
Was der weißen Fähe nicht behagte, dass der fremde Kerl anscheinend allein unterwegs war. Das passte nicht zu einem Wolf und so blickte sie sich immer mal wieder misstrauisch um, fast so als erwartete sie einen Hinterhalt.
“Nyphteq, Lucien, behaltet den Wald im Auge. Ich habe keine Lust auf eine weitere Überraschung“,
bat sie die beiden, während sie dem Geräusch von Wasser immer näherkamen.
[ bei Yaize / bemerkt den Fremden recht spät / ist argwönisch / folgt am Ende / bittet Lucien und Nyph darum den Wald im Auge zu behalten ]